Presse
26.5.2008, Wiesbadener Kurier, von Richard Hörnicke
Mit den Ensemble-Spezialisten des Barockgesangs
Henry Purcells Oper "Dido und Aeneas" im Foyer / Das Ensemble Mattiacis spielte unter der Leitung von Thomas de Vries.
WIESBADEN Das unter Leitung von Thomas de Vries stehende Ensemble Mattiacis hat sich schon oft um die Ausgrabung vergessener Werke historischer Musik verdient gemacht. Im Rahmen der Maifestspiele stellte es sich mit der konzertanten Aufführung von Henry Purcells Oper "Dido und Aeneas" einer recht anspruchsvollen Aufgabe. Die bedeutendste Komposition des "Orpheus Britannicus" zählt inzwischen zu den meist aufgeführten Opern des 17. Jahrhunderts, hat sich nach der Premiere 1924 in Münster auch im deutschsprachigen Raum einen festen Platz erobert. Das von Nahum Tate nach Vergils "Aeneis" verfasste Libretto ersetzt die Gestalt der Juno durch Hexen, die Aeneas zum Verlassen Didos bewegen.
Das Problem der Aufstellung verhältnismäßig vieler Akteure im Theater-Foyer wurde geschickt gelöst: Die Choristen waren auf der Empore, die Solisten zu beiden Seiten des Orchesters postiert. Unter der souveränen Leitung des auch am Cembalo wirkenden Christian Pfeifer erfuhr die Partitur packendes Format, die sechs Instrumentalisten des Ensemble Mattiacis imponierten mit einfühlsamem Spiel, der Chor mit ausdrucksstark voluminösem Stimmklang.
Inzwischen verfügt das Staatstheater in seinem Sängerensemble über ausgesprochene Spezialisten des Barockgesangs. In wunderschöner, weich und geschmeidig fließender Linie sang Betsy Horne die Dido, Emma Pearson lieh der Belinda ihren klar aufstrahlenden, koloratursicheren Sopran, Angus Woods als Aeneas gefiel mit sensibler, prononcierter Stimmführung, Sharon Kempton war als Zweite Frau in weichem, silbrigem Ton präsent. Die Hexen (Tami Jantzi, Aurora Perry, Heike Schmidt) erfüllten ihre Rolle akzentreich und mit der gebotenen Bissigkeit, Jud Perry lieh einem Seemann und dem vermeintlichen Götterboten Merkur seinen hell timbrierten Tenor. Riesenbeifall im überfüllten Foyer für diese von Thomas der Vries initiierte und von ihm am Orgelpositiv begleitete kleine Kostbarkeit.