Presse
16.03.2006, Mainzer Allgemeine Zeitung
Ausgewogener Chorklang beeindruckt
Konzert des Kirchenchores der Michaelsgemeinde / Musikalischer Start in Jubiläum.
Dank stimmlichen Zuwachses konnte der Chor ein breiteres, qualitätvolles Programmspektrum anbieten. Das Publikum honorierte es mit kräftigem Applaus.
Musikalisch begann der Start in die Veranstaltungsreihe "100 Tage bis 100 Jahre" zum Jubiläum der Michaelsgemeinde mit einem Konzert, bei dem der Kirchenchor einen erweiterten Part übernommen hatte. Auf diese Weise konnte er seine inzwischen erreichte, größere Bandbreite in der Chorliteratur vorstellen, aber auch seine qualitätvolle Entwicklung in den letzten Monaten. Nicht zuletzt dank eines erfreulichen Zuwachses, vor allem bei den bislang etwas dünn gesäten Männerstimmen.
So konnte sich die engagierte Chorleiterin Martina Willnow leichter an fünfstimmige Sätze wagen und mit ausgewogenem Chorklang wie mit Transparenz in der Stimmführung überzeugen. Die klingenden und ausschwingenden Endkonsonanten trugen ein Übriges zur erfreulich hohen Gesangskultur bei - nachhaltig empfunden vor allem bei drei Sätzen aus der Motette "Jesu meine Freude" von Johann Sebastian Bach (Bachwerkverzeichnis 227). Ebenso in der feinsinnigen Polyphonie von Leo Hasslers "Cantate Domino".
Eingeleitet wurde das Konzert mit der Suite D-Dur von Matteis, einem weniger bekannten Meister des 17. Jahrhunderts. Alexandra Kraus skizzierte auf der Sopranblockflöte federleicht die Melodienbögen, denen Martina Willnow an der Orgel das tonale Fundament gab - immer sensibel abgewogen, doch nicht ohne dabei eigene Akzente zu setzen. Wie etwa auch bei der Sonate g-Moll für Altblockflöte und Basso continuo von Antonio Vivaldi. Solistisch brillierte Alexandra Kraus in den Variationen über Josef v.Eycks "Vater unser im Himmelreich". Der schlichten Grundmelodie als Eingangssatz folgten immer klangreichere, ineinander verwobene Verwandlungen. Die Flötistin entlockte sie dem Instrument mit einer geradezu faszinierenden Virtuosität.
Noch einmal begeisterte der gemischte Chor mit "Preis und Anbetung", ein andachtsvoll bewegender Chorsatz des Liechtensteiner Tonschöpfers Joseph Rheinberger (1839 bis 1901), und mit dem klangvollen Spiritual "Höre nun Herr die Bitten".
Abgerundet wurde das Kirchenkonzert mit einem barocken Meister, mit Antonio Marcello und seinem Concerto in d-Moll für Sopranflöte in drei Sätzen. Dem jubilierenden Andante spiccato folgte das gefühlvolle Adagio und ein dynamisches Presto. Eine Beifallswoge der Zuhörer dankte ebenso herzlich wie Pfarrer Klaus Pötz den Mitwirkenden. Orgel und Blockflöte revanchierten sich dafür mit einer Zugabe.