Presse
09.10.2007, Mainzer Allgemeine Zeitung
Auch Jazz-Klänge im Repertoire
Überzeugendes Flöten- und Cembalokonzert in Kostheimer Michaelskirche mit barocker Musik.
Flöten- und Cembaloklänge wurden beim Konzert in der Kostheimer Michaelskirche zu Gehör gebracht.
"Wunderschön und hochkarätig" könnte man das Konzert in der evangelischen Michaelskirche überschreiben, zu dem Pfarrer Klaus Pötz das Publikum begrüßte. Virtuos gespielt war die so angekündigte Blockflötenmusik mit Alexandra Kraus und Friederike Stichel in der Tat, doch auch die Cembalo-Pianistin und Organistin der gastgebenden Kirchengemeinde, Martina Willnow, beeindruckte mit ihrem Spiel.
Das Cembalo, als Instrument aus der Barockzeit mit den ebenso alten Holzblasinstrumenten harmonierend, beschwor mit seinen melodisch-zarten und außergewöhnlichen Klängen eine vergangene Epoche herauf. Barockmusik bestimmte überwiegend das Programm des Abends mit Komponisten wie Tarquinio Merula mit La Cattarina, Georg Philipp Telemann mit Sonata V, d-Moll, Johann Sebastian Bach mit Stücken wie "Schmücke dich, o liebe Seele", BWV 654, Alessandro Marcello mit Concerto d-Moll und Antonio Vivaldi mit Trio g-Moll.
Doch überraschten die Flötistinnen ihre Zuhörer auch mit zwei reizend gespielten Jazz-Stücken: "Lonsome Tonight" und "Strange Appearance" aus Franz Müller-Buschs "Blue Duets", wobei Alexandra Kraus anmerkte, dass in heutiger Zeit Johann Sebastian Bach vielleicht ein "Jazzer" geworden wäre.
Mit Merulas "La Cattarina" eröffneten die Blockflöten quirlig und mit frischer Leichtigkeit das Spiel, im Zusammenklang mit dem Cembalo harmonisch ihre Ergänzung erfahrend. Vom Klassiker der Blockflötenmusik, Georg Philipp Telemann, interpretierten die Künstlerinnen vier Duette. Sie führten das Publikum vom bedächtig getragenen "Largo", über lebhaft eilendes "Vivace" und schmeichelnd elegantes "Gracioso" zum munter leichten Allegro, wobei der aufmerksame Zuhörer auch noch eine dritte Flöten-Stimme zu vernehmen glaubte.
Ein frühes Werk des jungen Bach interpretierte Martina Willnow auf der Orgel: In der dreiteiligen Fuge c-Moll BWV 574b experimentierte der Komponist: Er stellte zwei Teile nebeneinander und führte sie unkonventionell in einem dritten, von Eigenwilligkeit und Furiosität gekennzeichneten Teil zusammen, der von der Organistin authentisch zu Gehör gebracht wurde.
Die unverhohlene Freude der jungen Künstlerinnen an der Musik und ihre Lust am Spiel teilten sich den Zuhörern mit, die ihre Sympathie in begeistertem Applaus bekundeten. Als Sahnehäubchen auf die musikalischen Köstlichkeiten, setzten die Flötistinnen den "Lockruf der Vögel" und malten für ihre Gäste mit melodischem Vogel-Rufen und -Zwitschern das taufrische Bild eines sonnigen Frühlingsmorgens.