Presse
03.03.2007, Wiesbadener Tageblatt, von Volker Milch
Nicht nur Irdisches
Alexandra Kraus liebt die Blockflöten
Um die Liebe in Wort und Ton geht es Alexandra Kraus (links), Christoph Sauer und Edith Bechstein.
"Das hört sich etwas schwülstig an", meint Alexandra Kraus, aber ihr sei es bei einem Konzert am wichtigsten, "die Herzen der Menschen zu erreichen". Sie täuscht sich, die Wiesbadener Flötistin: Es hört sich vor allem nach ehrlicher Begeisterung an, wenn sie über ihr Instrument, Konzertprogramme oder auch ihre Lehrtätigkeit spricht, über geradezu "therapeutische" Aspekte des Unterrichts. "Dem Körper sehr nahe" sei ihr Instrument, das Formen seines "wunderschönen Tons" fordere die ganze Persönlichkeit.
Seit ihrem vierten Lebensjahr spielt Alexandra Kraus Blockflöte. Sie wählte während des Studiums am Mainzer Peter-Cornelius-Konservatorium und an der Gutenberg-Universität zwischenzeitlich auch einmal das Klavier als Hauptfach. Aber "ihr" Instrument stand doch bald wieder im Mittelpunkt: "Die Blockflöte war´s", italienisch viel poetischer "flauto dolce" genannt. Gerne möchte sie dazu beitragen, das Instrument aus seinem "Nischendasein" zu befreien. Sie liebt unkonventionelle Programme und Besetzungen auch jenseits der "Alten Musik", mit der die Blockflöte assoziiert wird: Einen Preis hat sie schon einmal im Duo mit Schlagzeug bekommen, macht auch vor Bossa Nova nicht Halt. Im Undogmatischen sieht sie sich auch durch Marion Verbruggen bestärkt, die Bachs Cello-Suiten für Blockflöte bearbeitet hat: "Eine der wichtigsten Begegnungen", sagt sie über ihre Studien bei Verbruggen in Amsterdam.
Ungewöhnliches Repertoire erkundet die Flötistin mit der Pianistin Edith Bechstein, mit der sie das Duo "Piano Dolce" bildet. Gemeinsam mit dem Sprecher und Schauspieler Christoph Sauer treten die beiden Musikerinnen an diesem Sonntag im Wiesbadener thalhaus auf: "O Liebe, wie nenn ich Dich...?", heißt ihr musikalisch-literarisches Programm, dessen Texte sich von Ovids "ars amatoria", der "Liebeskunst", bis zu aktuellen SMS-Geständnissen spannen. Die Musik für "flauto dolce" passe "sehr schön zu diesem Thema", meint Alexandra Kraus. Es gehe am Sonntag jedoch nicht nur um irdische Liebe: "Da gibt es noch etwas, was darüber hinaus geht".
Ihre "Lieblingskirche" in Wiesbaden ist übrigens die Bergkirche, in der sie oft mit dem Kantor Christian Pfeifer auftritt. Nicht nur im sakralen Rahmen möchte Alexandra Kraus als Interpretin hinter dem Werk eigentlich zurücktreten: "Ich bin doch nur ein Medium, ich habe die Musik ja nicht komponiert".