Presse
16.05.2011, Wiesbadener Tagblatt, von Richard Hörnicke
Glänzend aufbereitete Rarität
IMF II Ensemble Mattiacis wird für seine Aufführung von Blows "Venus und Adonis" mit starkem Beifall bedacht
Im Programm der Maifestspiele nehmen die Aufführungen des Ensemble Mattiacis inzwischen einen festen Platz ein. Thomas de Vries ist nicht nur ein erfolgreicher Bariton auf der Bühne des Staatstheaters, als ausgemachter Kenner der Barockmusik und Leiter des Ensembles ist er immer auf der Suche nach Raritäten dieser Stilrichtung.
Im überfüllten Foyer des Staatstheaters stellte er diesmal die Masque "Venus und Adonis" des britischen Komponisten John Blow (1649-1708) vor. Die aus Frankreich übernommene Masque, eine festliche höfische Unterhaltung in der Darstellung allegorischer und mythologischer Szenen, vereinigt alle Ausdrucksformen des Musiktheaters.
In der von Thomas de Vries besorgten Fassung des dreiaktigen Werks geht es um die unglückliche Liebe der Göttin Venus zum schönen Adonis, eine Verbindung, die durch einen Jagdunfall des Adonis ihr schnelles Ende findet. Blow legt mit dieser Masque die erste durchkomponierte Oper vor, verzichtet auf das bis dahin festgefügte Opernschema mit Arie und gesprochenem Text. Die Komposition fesselt durch spannungsreiche, harmonisch interessante und farbige Faktur, die, wie später bei seinem Schüler Henry Purcell, die Bassstimmen oft aus ihrer rein grundierenden Funktion befreit, hier besonders deutlich zu hören bei den Jagdanklängen.
Es wurde auf den Barockinstrumenten durchsichtig und kanbtabel, aber auch mit straffer Kontur gespielt. Die elf Akteure waren mit sichtlicher Lust und Liebe bei der Sache, Thomas de Vries leitete das Ganze anfeuernd und präzise von der Truhenorgel aus, vorzüglich der Basso continuo. Gleich Gutes ist auch von den Sängerinnen und Sängern zu berichten. In Bestform Simone Schwark als Venus und Diana Schmid als Amor, beide mit glockenhell aufstrahlendem Sopran, Brett Carter (Adonis) mit markantem Bariton, präsent auch Sopranistin Sharon Kempton (Schäferin) sowie Altus Gerd Hohmann (Jäger). Sehr gut disponiert schließlich der fünfköpfige Chor und die drei Amoretten des Wiesbadener Knabenchors. Begeisterter, lang anhaltender Beifall für diese exzellent aufbereitete Rarität - Zugabe: eine Chaconne HenryPurcells.